Modernes Biofilmmanagement-Paradigmenwechsel von der Plaque zum
Der Biofilm ist die wichtigste Ursache für orale Erkrankungen, wie Karies, Gingivitis und Parodontitis. Darüber hinaus kann es zu Wechselbeziehungen zwischen den durch den Biofilm verursachten oralen und systemischen Erkrankungen, wie beispielsweise kardiovaskuläre Veränderungen, kommen. Hauptsächlich werden die oralen Erkrankungen durch Bakterien verursacht, die normalerweise mit anderen Bakterienarten und ihrem Wirtsorganismus in einer Symbiose leben. Erst durch die Bildung eines etablierten Biofilms kommt es zur Verschiebung des ökologischen Gleichgewichts hin zur Vermehrung pathogener Mikroorganismen. Die Plaque ist nicht nur eine reine Ablagerung auf den Zähnen, sondern das Resultat des Zusammenspiels von vielen Bakterien, die miteinander kommunizieren, Stoffwechselkooperationen und Interaktionen eingehen. So können sich beispielsweise die wenigsten oralen Bakterien an die Zahnoberfläche direkt anlagern. Die Mehrheit der Bakterien erreicht dies nur über sogenannte Erstbesiedler bzw. Pionierkeime. Ferner ist die Säureproduktion von Streptococcus mutans um ein Vielfaches höher bzw. kann sich die Pathogenität einzelner Keime erhöhen, sobald sie sich in einem Biofilm befinden. Heute geht man davon aus, dass 1mg dentale Plaque 200 Millionen Bakterien von mehr als 700 verschiedenen Bakterienarten „bevölkert“ wird.Anhand der Entstehung des Biofilms werden die Wirkungsweisen, Stärken und Limitationen verschiedener Maßnahmen des Biofilmmanagements sowie neue Forschungsansätze (oberflächenaktive Stoffe, Lactoperoxidase-System, Antikörper, Impfungen) diskutiert. Hierdurch wird das allgemeine Verständnis zur Erstellung individualisierter Prophylaxemaßnahmen einschließlich von Risikopatienten (z.B. unter Immunsuppression und/oder Radatio), sowie zur Bewertung zukünftiger Strategien des Biofilmmanagement erhöht.
22083 Hamburg